Lehransatz und Lehrmethoden


Beispielsweise möchte ich in diesem Kapitel von drei verschiedenen Veranstaltungen berichten. Die ersten beiden Veranstaltungen beziehen sich auf die Hochschuldidaktik, während die dritte Veranstaltung einen dreitägigen Workshop mit polnischen Gymnasial- und Lyzeen-Lehrenden umfasst.

Im Rahmen meiner hochschuldidaktischen Lehrtätigkeit unterrichte ich sowohl Novizen, wie auch erfahrene Lehrende an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Diese Teilnehmenden besuchen über einen Zeitraum von 2 bzw. 4 Semestern die Zertifikatsprogramme „Lehrqualifikation Basic“ und „Lehrqualifikation Advanced“. Beide Zertifikatsprogramme bestehen aus verschiedenen Modulen zur hochschuldidaktischen Weiterbildung: 1.) hochschuldidaktische Workshops zur Planung, Durchführung sowie Bewertung von Lehrveranstaltungen, 2.) Aufzeichnung der eigenen Lehrveranstaltungssitzungen und Feedback, 3.) Reflexionsveranstaltungen und 4.) Schreiben eines eigenen Lehrportfolios. Die Teilnehmende beider Zertifikatsprogramme sollen darin geschult werden, nicht nur auf die Studierenden in der eigenen Lehrveranstaltung zu achten, sondern auch auf ihr Verhalten, um es kritisch zu reflektieren. Ziel ist das “shift from teaching to learning” (Berendt, 2005) zu evozieren.

In den Zertifikatsprogrammen setze ich Lehrmethoden ein, die das selbstregulierte Lernen der Teilnehmenden unterstützen. Dies erreiche ich, indem ich die Lehrmethoden und Sozialformen entsprechend den Lehr-Lernzielen auswähle. In Einführungsveranstaltungen der Zertifikate präsentiere ich bspw. Grundlagenwissen durch einen klassischen Vortrag mit Power-Point-Folien, Overhead oder Tafelarbeit. Zur Festigung von theoretischem Lehrwissen wende ich Stillarbeitsformen wie Lerntagebücher oder Lehrportfolios an. Hierdurch können die Teilnehmenden konstruktiv an den eigenen Lernerfahrungen arbeiteten und über ihre eigene Lehrrolle in ihren Veranstaltungen reflektieren. Für die Reflexion des eigenen Lehrprofils nutze ich auch Gruppenpuzzle und Fishbowls als Lehrmethoden. Durch die Einbindung von Erfahrungsaustauschen sollen Teilnehmende darüber hinaus ermuntert werden kooperativ zu handeln. Dabei fungiere ich sowohl als Lehrender, wie auch als Moderator in den Gruppenprozessen, denn häufig fällt es den Teilnehmenden schwer, keine bewertenden Aussagen zu Lehrrollen zu treffen. Zum Abschluss einer jeden Veranstaltungssitzung fasse ich noch einmal die Lehr- und Lernziele der Veranstaltung zusammen und lasse die Veranstaltung durch Fragebögen evaluieren.

Die Lehre im Deutsch-als-Fremdsprachen-Unterricht differenziert sich in ihrem Vorgehen von der hochschuldidaktischen Lehrtätigkeit. In meinem Seminar „Abwechslung tut gut“ hatte ich die Verwendung von Musik im Deutsch-als-Fremdsprachen-Unterricht in den Fokus gestellt. Die Zielgruppe waren Lehrende an polnischen Gymnasien und Lyzeen. Hierbei ist zu beachten, dass Schullehrer zumeist über eine theoretische Grundausbildung bereits verfügen. Die Lernziele in diesem Seminar waren daher auch anders ausgelegt. Teilnehmende sollten sowohl Aktualitätsbezüge in ihrer eigenen Lehre herstellen können, wie auch spezifisches Wissen für die Verwendung von Musik im Deutsch-als-Fremdsprache-Unterricht erarbeiten. Deshalb habe ich dieser Veranstaltung Methoden angewendet, die die Nutzung von neuen Medien fokussieren. Durch die Einbindung von Internetrecherchen, eLearning-Instrumenten und Social-Networks konnten die Teilnehmenden neues Wissen erarbeiten und Lerninstrumente für ihre eigenen Schüler erproben. Zur Motivierung der Teilnehmenden habe ich die gesamte Veranstaltung in Plenums, Einzel- und Gruppenarbeit durchgeführt. Durch eine langsam steigende Progression sollten die Teilnehmenden mehr Verantwortung für die Erarbeitung der Inhalte übernehmen. Während den Gruppenarbeitsphasen habe ich die verschiedenen Gruppen als Beobachter unterstützt. Abschließend habe ich auch in dieser Veranstaltung die Ziele zusammengefasst und mit einem standardisierten Fragebogen evaluiert.

Zusammenfassend kann ich berichten, dass ich für meine Lehrveranstaltungen sowohl Präsentationsphasen, wie auch studierendenorientierte Lernphasen nutze. Teilnehmende sollen durch Vorwissen und Praxisbezüge für theoretisches Grundlagenwissen aktiviert werden. Dieses Wissen präsentiere ich in der Veranstaltung selbst und biete für die Eigenarbeit weiterführende Literatur an. Das prozedurale Wissen wird durch Gruppen- oder Partnerarbeiten gestärkt, in denen ich nur eine unterstützende Funktion einnehme. Teilnehmende sollen durch Selbstreflexionen und Dissonanzen zwischen Vorstellung und Umsetzung die Möglichkeiten und Grenzen der theoretischen Grundlagen kennenlernen. Darüber hinaus fordere ich jedoch auch eine transparente Evaluation meiner eigenen und der Studierendenleistungen ein, damit ich selbst im Lehrprozess lernen kann.